Netzwerke und Formate für den Dialog
Um Verbindungen zwischen den StuFHe-Untersuchungen und den Entwicklungsprozessen an den Partnerhochschulen herzustellen, wurden verschiedene Formate für den Dialog zwischen Forschung und Praxis entwickelt und gemeinsam erprobt. Mit Hilfe der lokalen Ansprechpersonen konnte ein Netzwerk aufgebaut werden, in dem die Partnerhochschulen mit Expertinnen und Experten für Maßnahmen in der Studieneingangsphase, Hochschuldidaktik, Studiengangsentwicklung und im Qualitätsmanagement vertreten waren. Die Zusammenarbeit in diesem Netzwerk erfolgte durch regelmäßige hochschulübergreifende Workshops und durch Projektbesuche. Darüber hinaus wurden auch Hochschulleitungen und weitere Akteure in den Dialog eingebunden, beispielsweise im Rahmen von Studiendekanerunden, am Tag der Lehre oder in hochschuldidaktischen Workshops.
Der Austausch diente in erster Linie dazu, mit ausgewählten Forschungsbefunden an die lokalen Diskurse zur Studieneingangsphase anzuschließen. Die von StuFHe entwickelte Typologie für Studieneinstiegsangebote hat z. B. dazu beigetragen, die häufig über zentrale Einrichtungen, Fachbereiche und Studiengänge verteilten Maßnahmen zu systematisieren, um sich über ein hochschulweites Gesamtkonzept für die Studieneingangsphase zu verständigen. Aus der Resonanz von Seiten der Praxis ergaben sich neben weiterführenden Auswertungsfragen für die laufenden Untersuchungen auch wichtige Hinweise für die Interpretation und Kommunikation der Ergebnisse. Auf der anderen Seite haben der Dialog über hochschulspezifische Befunde und die hochschulübergreifenden Vergleiche eine kontinuierliche Reflexion der Gestaltung der Studieneingangsphase ermöglicht und zu neuen Impulsen für die Förderung von gelingendem Studieren geführt.
Differenzierte Auseinandersetzung in den Partnerhochschulen
Konkrete Veränderungen sind damit insofern einhergegangen, als beispielsweise zwei Partnerhochschulen die Begleitung für den Studieneinstiegsprozess durch Erstsemestertutorien und Mentoring-Programme verstärkt an den von StuFHe ermittelten Studienanforderungen ausgerichtet haben. An einer dritten Hochschule wurde das von StuFHe entwickelte Instrument zur Erhebung von Studienanforderungen in die regulären Studierendenbefragungen aufgenommen. Im vierten Fall haben die Untersuchungsansätze, Instrumente und Ergebnisse von StuFHe die an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) als Aktionsforschung angelegten Aktivitäten zum gelingenden Studieneinstieg flankiert. Im Sinne des kooperativen Lernens auf der Organisationsebene konnten sie sowohl für hochschulweite Diskursprozesse (z. B. zur Entwicklung von „Grundsätzen für einen gelingenden Studieneinstieg“) als auch für fachbereichsspezifische Klausurtage zur Weiterentwicklung der Studieneingangsphase genutzt werden. Die StuFHe-Ergebnisse haben hier insbesondere zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit „Studierfähigkeit“ beigetragen, so dass nicht einseitig die Defizite von Studierenden fokussiert, sondern auch Handlungsbedarfe und -möglichkeiten auf Seiten der Hochschule systematisch beleuchtet und gemeinsam mit allen vor Ort beteiligten Akteuren abgeleitet werden.
Im Hinblick auf die Nutzung der Begleitforschung für Entwicklungsprozesse an den Partnerhochschulen hat sich insgesamt bewährt, nicht nur über Forschungsergebnisse zu informieren, sondern eine gemeinsame Reflexion anzustoßen und Perspektiven für die praktische Anwendung zu erarbeiten. Mit Hilfe der Expertise aus Forschung und Praxis haben die Befunde einen hohen Kontextbezug gewonnen und eine praktische Bedeutung für die Gestaltung der Studieneingangsphase entfaltet. Im wechselseitigen Austausch konnten insbesondere die komplexen Wirkungszusammenhänge der unterschiedlichen Maßnahmen offengelegt werden, ohne eine unmittelbare Bewertung vorzunehmen oder vorschnelle Schlüsse bezüglich kausaler Zusammenhänge zu ziehen. Insofern steht dieser Dialog für eine Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre, die vielfältige Verfahren und Perspektiven anerkennt und integriert – ganz im Sinne eines gemeinsamen “Evidencing“, wie es Roni Bamber auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd 2019) am Beispiel der Hochschulentwicklung in Schottland ausgeführt hat. Entwicklungsorientierte Forschungsformate scheinen hierfür besonders geeignet, so dass zu hoffen bleibt, dass die in der Hochschuldidaktik zunehmend verbreiteten Ansätze des Design Based Research und Scholarship of Teaching and Learning verstärkt gefördert werden, wenn zukünftig eine neue Organisationseinheit die Innovation in der Hochschullehre unterstützt.