Lehren und Studieren "Under Construction" - Lehrveranstaltungsplanung nach dem Konzept des "Constuctive Alignment"?
Dr. Kerrin Riewerts, Universität Bielefeld
Abstract: Gute Lehre ist die Voraussetzung, um Studierende für ihr Fach zu begeistern, sie zu qualifizierten Wissenschaftlern auszubilden oder sie umfassend auf Berufsfelder außerhalb der Hochschule vorzubereiten. Heutzutage wird von den zukünftigen Akademikern verlangt, auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse Entscheidungen zu fällen und Argumente kritisch abzuwägen. Sie sollten Problemlösestrategien einsetzen können, ihr Handeln reflektieren und Verantwortung dafür übernehmen. Wie kann gute Lehre gestaltet sein, sodass Studierende diese Ziele erreichen?
Hilfreich bei der Planung und Umsetzung von Lehrveranstaltung kann das hier vorgestellte didaktische Konzept des „Constructive Alignment“ (CA) sein. Ausgehend von der Frage, was die Studierenden am Ende einer Lehrveranstaltung wissen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen sie entwickelt haben, werden die Lernziele formuliert. Daran anknüpfend werden die passenden Lernaktivitäten geplant, mit denen die Studierenden die zu erwartenden Lernziele einüben können. Anschließend werden darauf abgestimmte Prüfungen so konzipiert, dass die Studierenden zeigen können, wie sie die Lernziele erreicht haben. Für eine qualitativ hochwertige Lehre ist insbesondere die Gestaltung von Prüfungen in vielfacher Hinsicht ausschlaggebend, da diese das Lernen der Studierenden maßgeblich beeinflusst. Es wird gezeigt, wie wir an der Universität Bielefeld aufbauend auf dem CA von Biggs & Tang Lehrveranstaltungsplanung umsetzen.
Reflexion: (Carolin Müller & Laura Geus)
Kerrin Riewerts stellte in ihrem Vortrag folgende Fragen in den Vordergrund: Was wird von Hochschulabsolventen heutzutage verlangt und erwartet? Welche Ziele hat die jeweilige Lehrveranstaltung? Welche Rolle wollen die Lehrenden dabei einnehmen? Bei der Strukturierung und Planung von Lehrveranstaltungen kann das didaktische Konzept des „Constructive Alignment“ (CA) Lehrende unterstützen. Hierbei werden Lernziele der Veranstaltung definiert, passend dazu Prüfungsszenarien entwickelt und daran angepasste Lehr-/Lernformate eingesetzt. Kerrin Riewerts appellierte, dieses Konzept unter Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen einer Lehrveranstaltung zu sehen: Das Vorwissen der Studierenden, die Lehrkultur der Fachdisziplin, Prüfungsbedingungen und die Anzahl der Studierenden sind einige Aspekte, die den (rechtlichen) Rahmen einer Lehrveranstaltung definieren. Das Schaffen von Transparenz kann allen am Lernprozess beteiligten Akteuren Orientierung geben und dient zudem dem Abgleich der Erwartungen an die Lehrveranstaltung sowie ihrer Ziele. Wer Lehre als wandelnden und sich kontinuierlich verbessernden Prozess auffasst, kann das Konzept des CA auch zur Evaluation und Qualitätskontrolle der eigenen Lehrveranstaltung nutzen. In ihrem Vortrag zeigte Kerrin Riewerts einige Beispiele auf, in denen ein „Missmatch“ innerhalb des Dreiklangs von Lernziele, Prüfungsszenarien und Lehr-/Lernmethoden bestand. Bei der Formulierung von Lernzielen orientiert sich die Universität Bielefeld an dem Modell nach D. Fink. Dieses untergliedert Lernziele in sechs Dimensionen und verbindet den kognitiven Bereich mit sozialer und persönlicher Kompetenzentwicklung, die sich gegenseitig beeinflussen. Prüfungen, welche die Erreichung der Lernziele nachweisen, sollen messbar und konzeptionell in den Gesamtstudiengang eingebettet sein. Die Gestaltung der Lehr-/Lernmethode sollte darüber hinaus nach Kerrin Riewerts ebenfalls den pädagogischen Konstruktivismus nicht außer Acht lassen – Lernen wird intensiver erlebt, wenn an bereits bestehendem Wissen angeknüpft werden kann.
Bei der anschließenden Diskussion wurde das Modell von D. Fink zur Formulierung von Lernzielen aufgegriffen und diskutiert: Wie kann eine angemessene Allokation der sechs Dimensionen in den Lernzielen vorgenommen und geprüft werden? Darüber hinaus wurde im Plenum hervorgehoben, dass bei der Planung des Studiengangs passende Prüfungsformate auf allen Stufen mitgedacht und die Partizipation der Studierenden ebenfalls berücksichtigt werden sollten.