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Dr. Peter A. Zervakis, Projektleiter nexus |
| wie können neue Zielgruppen unter den Studierenden unsere Hochschulen bereichern? Wie kann die Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung gestärkt werden und welche Möglichkeiten der Anrechnung von beruflichen Vorerfahrungen gibt es? Mit drei Veranstaltungen zu diesen Themen hat das HRK-Projekt nexus im Juni und Juli Themen aufgegriffen, die derzeit viele Hochschulen beschäftigen. Die wesentlichen Ergebnisse haben wir für Sie in diesem Newsletter und auf unseren Internetseiten zusammengefasst. In diesem Kontext möchte ich Sie auf den Kommentar von Walburga Freitag, Projektleiterin der BMBF-Initiative "Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge" (ANKOM), hinweisen: Sie macht deutlich, wie wichtig die Anrechnung von Kompetenzen für die Durchlässigkeit der Bildungssysteme in Europa ist. Dies könnte zum Lackmustest für den weiteren Fortgang der europäischen Studienreform werden.
Ich wünsche Ihnen eine ruhige Sommerzeit und hoffe, Sie im Herbst bei einer unserer nächsten Tagungen begrüßen zu können.
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Vielfalt auch bei Master-Programmen (Foto: Dorothee Fricke) |
| Eine systematische Bestandaufnahme der Vielfalt an Master-Programmen und neue Entwicklungen auf dem dynamisch wachsenden Master-Markt: Um diese Themen wird es auf der Konferenz „New Perspectives for Master Study Programmes in Europe. Implementing the Second Cycle of Bologna — A European Success story?“ gehen, die das HRK-Projekt nexus am 25. und 26. Oktober in Berlin ausrichtet. Im Zentrum stehen dabei unter anderem die Verbreitung der verschiedenen Typen von Master-Programmen, die Passung von Studierenden und Hochschulen sowie die Umsetzung des lebensbegleitenden Lernens in Master-Weiterbildungsstudiengängen. Neben Vorträgen und Workshops wird eine Posterpräsentation den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Gelegenheit geben, sich Anregungen für eigene neue Master-Programme zu holen. Es geht dabei weniger um eine „Leistungsschau“ als um die Möglichkeit, sich aus verschiedenen Perspektiven mit differenzierten Programmen für die unterschiedlichen Zielgruppen in Deutschland und Europa auseinanderzusetzen. Abschließend werden Empfehlungen für die Bologna Follow-up Group zur Vorbereitung von Bukarest 2012 formuliert.
Mehr Informationen auf den Internetseiten des Projekts nexus.
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Studierendenschaft heute schon vielschichtig |
| Eine immer vielfältigere Studierendenschaft, die längst nicht mehr nur aus 20-Jährigen, ledigen Akademikerkindern besteht, gilt als eine der wichtigsten Herausforderungen für die Hochschulen und die Politik in der Zukunft. Die jüngst veröffentlichten Ergebnisse der Studie EUROSTUDENT IV zeigen, wie differenziert die Wirklichkeit in einigen europäischen Ländern schon heute ist. So ist etwa in Norwegen ein gutes Drittel der Studierenden schon 30 Jahre oder älter. Mit fünf (Bachelor), beziehungsweise sechs Prozent (Master) ist der Anteil in Deutschland deutlich geringer. In Finnland, Irland, England und Wales sowie Schweden kommen jeweils mehr als 20 Prozent der Studierenden auf nicht-traditionellem Weg, d.h. ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung, an die Hochschulen. Hierzulande sind es gerade einmal vier Prozent.
Mehr Informationen: www.eurostudent.eu |
Geld ist kein Hauptgrund für Weiterbildung (Foto: spekulator/sxc) |
| Wenn beruflich Qualifizierte ein Hochschulstudium aufnehmen, stehen die allgemeine persönliche Weiterbildung und die gezielte berufliche Weiterqualifizierung im Vordergrund. Deutlich weniger wichtig sind den Studierenden dagegen verbesserte Karrierechancen oder mögliche Einkommensverbesserungen. Dies geht aus einer noch unveröffentlichten Studie "Zum Hochschulzugang für Berufstätige exemplarisch analysiert am Beispiel der Ruhr-Universität Bochum" hervor. Trotz der insgesamt hohen Zufriedenheit der Befragten mit ihrem Studium gibt es noch Verbesserungsbedarf. So müssen mehr berufsbegleitend studierbare Curricula und Informationen über die neuen Studienmöglichkeiten angeboten werden. Ebenso ist eine Ausweitung der Brücken- und Auffrischungskurse nötig, in denen Studierende fehlende Kenntnisse, etwa in Mathematik oder Sprachen, nachholen können.
Die Studie wird am 31. Oktober erscheinen. Bereits jetzt ist eine Zusammenfassung als PDF (6 Seiten, 229 KB) zugänglich. |
Interdisziplinäres Improvisationskolleg (Foto: adamci/ricardov) |
| Die Kooperation zwischen den Musik- und Kunsthochschulen in Nordrhein-Westfalen zu intensivieren, die internationale Zusammenarbeit der künstlerischen Ausbildung zu unterstützen und die Mobilität der Studierenden fördern: Das sind wesentliche Ziele des „Kolleg für Musik und Kunst Montepulciano“, welches von sieben nordrhein-westfälischen Kunst- und Musikhochschulen gegründet wurde. Die Einrichtung ermöglicht besonders qualifizierten Studierenden sowie Dozierenden der beteiligten Hochschulen mehrtägige, intensive Arbeitsaufenthalte im Palazzo Ricci in Montepulciano in der Toskana. In diesem Herbst kommen Studierende aller Fachbereiche zusammen, um an einem kunstsparten-übergreifenden Projekt zum Thema „Improvisation“ mitzuarbeiten.
Weitere Informationen auf den Internetseiten der Europäischen Akademie für Musik und Darstellende Kunst Montepulciano. |
Ganzheitliche Evaluation: Von einzelnen Veranstaltungen bis zu Angeboten des Prüfungsamtes |
| An der Universität Stuttgart wurde ein Evaluationsmodell (Stuttgarter Evaluationsmodell, SEM) entwickelt, das mit einem Drei-Ebenen- Ansatz deutlich über die Evaluation einzelner Lehrveranstaltungen hinausgeht: Auf der ersten Ebene werden die didaktische Qualität und das Zusammenspiel von Lehrveranstaltungen in einem Modul sowie der studentische Workload und Lernerfolg ermittelt. Die Ergebnisse der Modulevaluation werden mit den Studierenden diskutiert. Die weiteren Ebenen umfassen die Qualität ganzer Studiengänge und das Gesamtangebot von Lehre und Studium - einschließlich unterstützender Dienstleistungen wie etwa Beratungsangebote oder die Serviceleistung des Prüfungsamtes. Das SEM ermöglicht es zudem, qualitätssichernde Dokumente (z.B. Modulhandbücher) oder extern durchgeführte Studierenden- oder Absolventenbefragungen zu integrieren. Nach einer einjährigen Pilotphase hat in diesem Sommersemester die flächendeckende Umsetzung des SEM begonnen.
Weitere Informationen auf den Internetseiten der Stabsstelle Qualitätsentwicklung der Universität Stuttgart. |
Dr. Rima Dapous, Head of Education im British Council |
| ...Head of Education im British Council Germany. Der British Council unterstützt britische Universitäten weltweit in ihren Inter- nationalisierungsbestrebungen. Dazu gehören unter anderem Hochschul- messen sowie die Identifizierung und Vermittlung von Partnerschaften in Lehre und Forschung.
Was hat die europäische Hochschulreform in Großbritannien verändert? Anfangs waren die britischen Hochschulen verhalten, denn Großbritannien hatte natürlich schon vor dem Bologna-Prozess Bachelor- und Master- Studiengänge. Inzwischen jedoch haben sie die Reform sowohl formal - zum Beispiel was die Einführung von ECTS angeht - umgesetzt, als auch inhaltlich sich den viel weitreicherenden Konsequenzen der Bologna-Reform gestellt. Dies trifft insbesondere auf den zunehmenden Wettbewerb um die besten Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb und außerhalb Europas zu. Was die „outward mobility“ der britischen Studierenden angeht, so gibt es jedoch sichtlich noch Entwicklungspotential.
Gibt es in Großbritannien besondere Zugangshürden zum Master für deutsche Bewerber? Nein, solange die Absolventin oder der Absolvent einen guten Bachelor- Abschluss hat und die von der jeweiligen Uni geforderten Zugangsvoraussetzungen erfüllt. Insgesamt bekommen wir beim British Council Germany die klare Rückmeldung von den britischen Universitäten, dass sie deutsche Bachelor-Absolventinnen und Absolventen sehr schätzen. Dies ist so dank der üblicherweise hohen Qualität der Ausbildung in Deutschland sowie der generell guten Englischsprachkenntnisse von Deutschen. Die Hochschul- messen des British Council in Deutschland sind unter den britischen Universitäten sehr gefragt.
Was könnten die deutschen Hochschulen bei der Gestaltung der Master-Studiengänge von den britischen lernen? Dazu gibt es keine einfache Antwort. Es hängt, wie in Deutschland auch, von den jeweiligen Disziplinen und Institutionen ab. Es gibt in beiden Ländern sehr gute Beispiele in allen Fächern. Was ich als „typisch britisch“ und qualitativ hervorstechend herausheben möchte, ist die gute Betreuung, die Studierende durch die Lehrenden erhalten, auch auf dem Master-Level: Dozierende sind zugänglich, sie sind anwesend und es herrscht eine flache Hierarchiestruktur. Damit gibt es generell viel Austausch und gute Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden.
Mehr Informationen: www.britishcouncil.de
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Foto: adamci/sxc |
| Frage an nexus: Wir möchten den Lehrenden an unserer Hochschule gern Leitfragen an die Hand geben, mit deren Hilfe sie konkrete Qualifikationsziele für Studienprogramme entwickeln können. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Antwort: Wichtig ist, dass die Hochschule sowohl für sich als Institution als auch für ihre Studiengänge ein Bildungsprofil definiert haben sollte, das sich dann in spezifischen Qualifikationszielen darstellt. Das heißt, dass Qualifikationsziele aus den Fachbereichen heraus unter Berücksichtigung des Hochschulprofils erarbeitet werden und somit auch strategische Entscheidungen spiegeln. Denkbar sind dabei etwa folgende Leitfragen:
Welche Leitidee und welches fachliche und überfachliche Kompetenz- bzw. Qualifikationsprofil verfolgt der Bachelor- bzw. Masterstudiengang?Wie ist der Bedarf an Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs am Arbeitsmarkt zu beurteilen?Wie ist der Studiengang in der Region platziert, insbesondere im Hinblick auf Studiengänge an benachbarten Hochschulen?In welcher Weise beziehen die Studienziele die aktuelle wissenschaftliche Diskussion mit ein?Welche überfachlichen, arbeitsmarktrelevanten weitere Kompetenzen erwerben die Studierenden im Rahmen ihres Studienganges? Gibt es eine Studieneingangsphase, um einen Überblick über die Wissensbereiche zu gewährleisten, Orientierung zu geben und studentische Motivation zu fördern? Haben Sie auch eine Frage an das nexus-Team? nexus@hrk.de
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Dr. Walburga Freitag, HIS - Hochschul-Informations-System GmbH |
| Von Dr. Walburga Freitag, Projektleiterin der Wissenschaftlichen Begleitung der BMBF-Initiative Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge (ANKOM), Institut für Hochschulforschung der HIS GmbH, Arbeitsbereich Lebenslanges Lernen
Die Anrechnung von außerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen hat im Kontext der europäischen Bildungspolitik eine Schlüsselstellung für die Durchlässigkeit der Bildungssysteme. Gemeint sind nicht nur formal erworbene Kompetenzen der Aus- und Fortbildung, sondern auch aus non-formalen Weiterbildungen und informell erworbene Kompetenzen. Die Thematik ist gerade vor dem Hintergrund des gestuften Studiensystems von großer Bedeutung.
Neue Bildungswege entstehen: Die berufliche Ausbildung wird mit einem Hochschulstudium kombiniert oder nach einem Bachelor-Studium wird zunächst Berufserfahrung gesammelt und erst dann ein Master-Studium absolviert. Berufserfahrung wird somit ein wichtiges Merkmal einer diversen Studierendenschaft. Hochschulen, die Konzepte implementiert haben, welche curricular an Berufserfahrung anschließen und sie bei gegebener Äquivalenz anrechnen, können damit ihr Profil schärfen.
Verschiedene Projekte befassen sich seit einigen Jahren sowohl mit der Frage, ob und in welchem Umfang es Äquivalenzen zwischen außerhochschulischen Bildungsprozessen und Bachelor- bzw. Masterstudiengängen gibt als auch mit der Entwicklung von qualitätsgesicherten Anrechnungsverfahren, die der Akkreditierung standhalten.
Die Grundlagen sind festgelegt, wichtige Erfahrungen wurden gemacht und evaluiert. Nun wird es darauf ankommen, die Ergebnisse in die Breite zu tragen. Hier kommt der HRK und dem Projekt „nexus“ eine besondere Rolle zu. Tragfähige Strukturen sind zu schaffen und die methodischen Grundlagen für die Anrechnung sind zu verbessern. Die Entwicklung und Implementation von Anrechnungsverfahren darf nicht allein auf den Schultern einzelner engagierter Hochschullehrender lasten. Gut in die hochschulischen Strukturen implementierte Anrechnungsverfahren sind im Idealfall mit den Beratungs- und Verwaltungsprozessen verknüpft und Teil des Leitbildes der Hochschule |
Diversitätsmanagement: Aufwand lohnt (Bild: svilen001/sxc) |
| Wie Hochschulen einerseits den Bedürfnissen neuer Studierendengruppen am besten gerecht werden und wie die zunehmende Vielfalt aber auch zur Stärkung der eigenen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden kann: Darüber tauschten sich im Juni rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. „Die Herausforderungen sind inhaltlicher und organisatorischer Art“, sagte HRK-Generalsekretär Dr. Thomas Kathöfer: „Zum einen geht es darum, den Erfahrungshintergrund der unterschiedlichen Gruppen durch geeignete Formate so in Lehre und Didaktik einzubinden, dass eine diversitätsgerechte Weiterentwicklung der Studienangebote erfolgen kann. Zum anderen muss die Studienorganisation angepasst werden, zum Beispiel durch mehr Teilzeitstudienmöglichkeiten, Kurse außerhalb der üblichen Semesterzeiten und E-Learning-Formate.“
Diversitätserfahrene Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer betonten zwar, dass derartige Reorganisationen durchaus aufwändig seien. Dass sich derartige Anstrengungen jedoch lohnen, zeigten Praxisbeispiele aus ganz verschiedenen Bereichen: So präsentierten verschiedene Hochschulen ihre Strategien, Programme und Projekte im Diversity-Management, mit denen sie sich sowohl im Forschungs- als auch im Lehrbereich zukunftsfähig aufstellen wollen.
Die Dokumentation der Veranstaltung finden Sie hier. |
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| Expertinnen und Experten aus den Hochschulen diskutierten über die Gestaltung und Qualitätssicherung durchlässiger Studienangebote. Durch solche Programme, die etwa einen Hochschul- und Berufsabschluss kombinieren oder in Teilzeit studiert werden können, sollen vermehrt Berufstätige oder Schulabgänger, für die eine berufliche Ausbildung wichtig ist, für ein Studium gewonnen werden. Dabei nehme der Bedarf nach flexiblen Studienangeboten zu, wie Professor Dr. Andrä Wolter von der HU Berlin erklärte. Jeder vierte bis fünfte Studierende absolviere sein Studium heute faktisch in Teilzeit, während der Anteil der Teilzeitstudiengänge lediglich bei drei Prozent liege, so Wolter. Für den Ausbau durchlässiger Studienprogramme forderten die Konferenzteilnehmer eine angemessene Finanzierung, etwa für die Ausweitung von Beratungsangeboten, des BAföG oder besondere Stipendien.
Mehr Informationen finden Sie hier. |
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8.-9.11.2011 — Bonn Internationale Herbsttagung “Promoting International Student Mobility: Awarding Credit for Coursework and Recognising University Degrees" www.hrk-nexus.de/herbsttagung
9.11.2011 — Bonn Expertenworkshop des Projekts nexus: Kunsthochschulen Kreativität und Kompetenzorientierung www.hrk-nexus.de/termine
10.-11.11.2011 — Goethe Universität Frankfurt a.M. Fachtagung „Diversity ent-decken. Reichweiten und Grenzen von Diversity Policies an Hochschulen“ Weitere Informationen finden Sie hier.
17.11.2011 — Potsdam “Praxisphasen als Brücke zwischen Hochschule und Arbeitsmarkt.“ Fachtagung der Universität Potsdam. Weitere Informationen finden Sie hier.
17.-19.11.2011 — Universität Antwerpen und Artesis University College Antwerpen, Belgien European Quality Assurance Forum (EQAF) Weitere Informationen finden Sie hier.
28.-29.11.2011 — Berlin “Anders messen. Diversity Monitoring für Hochschulen“ Fachtagung des CHE. Mehr Informationen finden Sie hier.
28.11.2011 — Berlin "Cum Laude: Auswahlkonferenz“ Fachtagung des Stifterverbandes zum Wettbewerb "Cum Laude" Mehr Informationen finden Sie hier.
26.-27.1.2012 — Berlin "Studium 2020: Positionen und Perspektiven" Fachtagung der Universität Duisburg-Essen, Universität Oldenburg, TU Dortmund sowie des BMBF-Verbundprojekts "STU+BE: Studium für Berufstätige - Erfolgsfaktoren für Lifelong Learning an Hochschulen". Moderation Martin Spiewak (DIE ZEIT). Anmeldung bis zum 20. Dezember 2011 unter www.studium2020.de
Weitere Termine finden Sie hier.
Möchten Sie auf einen Termin hinweisen? nexus@hrk.de |
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