Nachlassende Konzentration, Unruhe im Hörsaal, ungewisser Lernstand sowie die große Stille nach der Frage des Dozenten: "Clicker" bieten Lehrenden an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) eine Antwort auf konkrete Probleme: Die TUHH gehört seit 2006 zu den Pionieren des Einsatzes funkbasierter Abstimmungsgeräte in Deutschland.
„Clicker“ sind funk- bzw. internetbasierte Systeme, mit denen Studierende Fragen beantworten können. Durch Clicker-Fragen werden die Studierenden idealerweise mehrmals im Veranstaltungsverlauf aufgefordert, die gelehrten Inhalte zu durchdenken und so auch ihr Verständnis des aktuellen Stoffs zu überprüfen. Auf diese Weise wird die Aufmerksamkeit der Studierenden auf hohem Niveau gehalten. Die Lehrenden erhalten durch die Abstimmungsergebnisse eine unmittelbare Rückmeldung darüber, inwieweit die gelehrten Inhalte verstanden wurden, oder ob noch Klärungsbedarf besteht.
Mit Blick auf die didaktische Implementation hat sich die Methode Peer Instruction (Mazur 1997) bewährt (Smith et al. 2009): Die Studierenden beantworten eine Frage zunächst allein. Zeigt sich im Abstimmungsverhalten keine eindeutige Verteilung, erfolgt eine Peer Discussion-Phase, in der die Studierenden versuchen, ihren Sitznachbarn von ihrer Antwort zu überzeugen. In einer zweiten Abstimmung zur Frage entscheidet sich zumeist die deutliche Mehrheit der Studierenden für die richtige Antwortoption.
Heute (Stand 9/2017) stehen den Lehrenden an der TUHH ca. 1.500 Sendergeräte und über 1000 Software-Lizenzen zum Einsatz von mobilen Endgeräten wie Smartphones, Notebooks etc. als Clickersender zur Verfügung. Der technische und didaktische Einsatz von Clickern wird in individuellen Beratungen sowie Workshops geschult.
Mit mehr als 15 großen Vorlesungen wird derzeit etwa die Hälfte der TUHH-Studierenden erreicht. Zudem machen der Einsatz der Methode und der schnell sichtbare Erfolg vielen Lehrenden Lust, sich weiter mit der Neugestaltung ihrer Lehre zu befassen. Auch die Studierenden bewerten die Methode klar positiv.
An der TUHH wird durch die Abteilung für Fachdidaktik der Ingenieurwissenschaften und am Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) Begleitforschung zur Methode betrieben.
Literatur:
- Die gesamte Bandbreite nutzen. Mit digitalen Medien in MINT-Fächern lernen von Nicole Podleschny, Sönke Knutzen und Peter Salden (Hrsg.). Hamburg 2017.
- Wissenskonstruktion. Durch aktivierende Lehre nachhaltiges Verständnis in MINT-Fächern fördern von Christian H. Kautz (Hrsg.). Hamburg 2016.
- Die Masse in Bewegung bringen. Aktives Lernen in Großveranstaltungen von Timo Lüth, Alexander Tscheulin und Peter Salden (Hrsg.). Hamburg 2013.
- Peer Instruction. A User’s Manual. von Eric Mazur. Prentice Hall, Upper Saddle River 1997.
- Why Peer Discussion Improves Student Performance on In-Class Concept Questions. von M. K. Smith, W. B. Wood, W. K. Adams, C. Wieman, J. K. Knight, N. Guild und T. T. Su. Science 323, S. 122-124, 2009.