An der Universität Duisburg-Essen wurde ein Online-Lerntool entwickelt, welches individuell auf Stärken und Schwächen der Studierenden eingehen kann. Es wird seit 2013 im Bachelorstudiengang VWL eingesetzt, um der folgenden Problematik entgegenzuwirken: Bei einem insgesamt ungünstigen Betreuungsverhältnis weist ein nicht unerheblicher Anteil der Studierenden Defizite in grundlegenden Kompetenzen (Mathe, Lesen, Schreiben) auf. Zudem sind viele Studierenden auf Nebentätigkeiten angewiesen, was zu einer geringen Präsenz in den Veranstaltungen führt.
Ziel von JACK war es, den Studierenden frühzeitig im Semester ein Feedback über ihren Leistungsstand zu geben, sowie Hilfestellungen zum Nachholen der Defizite zur Verfügung zu stellen. Auch in den Jahren zuvor wurden solche Angebote freiwillig, jedoch nicht mit Hilfe einer Online Unterstützung zur Verfügung gestellt. Diese Angebote wurden tendenziell eher von den leistungsstärkeren Studierenden genutzt, jedoch mit deutlich abnehmender Beteiligung im Laufe des Semesters.
Das Lerntool bietet folgende Verbesserungen gegenüber den klassischen Online- Lernangeboten:
- Differenzierte Aufgabenstellung: Jeder Studierende erhält eine andere Aufgabenstellung. Es tritt kein Gewöhnungseffekt ein. Die Diskussion unter den Studierenden erfolgt dadurch substantieller.
- Hinweise zum Lösungsansatz: Die Studierenden können stärker differenziert werden. Gute Studierende lösen die Aufgabe ohne Hilfe, schwächere Studierende erhalten Hilfestellung.
- Individualisiertes Feedback: Angepasst an den Fehler erfolgt ein individualisiertes (automatisches) Feedback. Etwa eine Begründung, weshalb die gefundene Lösung nicht stimmen kann. Die Studierenden werden nicht nur enttäuscht (leider ist Ihre Lösung falsch) sondern zur Kritikfähigkeit gebracht (woran erkenne ich eine falsche Lösung).
- Hinweise zu den konkreten Defiziten: An den (falschen) Lösungen erkennt das System, welche Methoden nicht beherrscht werden. Diese Methoden werden ebenfalls anhand von Online Aufgaben erläutert und derart Selbstlernmöglichkeiten geschaffen.
Da die Studierenden die Defizite nicht frühzeitig erkennen, erfordert das Konzept Anreize, sich schon im Semester eigenständig mit den Aufgaben zu beschäftigen. Dazu werden Semesterbegleitend kleine Testate angeboten. Die Testate sind freiwillig und dienen ausschließlich dazu, die Note in der Klausur zu verbessern, nicht die Mindestanforderungen in der Klausur abzusenken.
Seit der Einführung wird JACK in jedem Semester eingesetzt: im Sommersemester als Blended Learning-Kurs, im Wintersemester als reiner Online-Kurs. Die Erfahrungen mit dem Lerntool sprechen für sich: Die Diskussionsbereitschaft nahm deutlich zu. Die aktive Teilnahme auch an den Präsenzangeboten verbesserte sich erheblich. Die Auswertungen der Klausurleistungen vor der Einführung und der mittlerweile zweijährigen Erfahrung seit der Einführung zeigt eine deutliche Verbesserungen der Leistungen auf allen Ebenen. Die Bestehensquote konnte von unter 50 Prozent auf knapp 70 Prozent erhöht werden. Aber auch das Leistungsniveau aller Studierenden verbesserte sie deutlich. Während zuvor nur rund 2 Prozent der Studierenden eine sehr gute Leistung erbrachten sind es danach 10 Prozent. Darüber hinaus schätzen die Studierenden das Angebot als sehr hilfreich ein.
Entwickelt wurde JACK von Paluno, dem Zentrum für Software Engineering der Universität. Die Entwicklung wurde vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft im Rahmen des Qualitätszirkels Studienerfolg gefördert.