Ein High-Tech-Computerlabor ist an der Universität Bremen zu einem Prüfungszentrum aufgerüstet worden. Davon profitieren alle: Die Professoren sparen sich viel Arbeit, die Studierenden erfahren schnell ihr Ergebnis. Das Konzept ist so innovativ, dass es 2009 mit dem Medida-Prix, dem höchstdotierten mediendidaktischen Preis im deutschsprachigen Raum, ausgezeichnet worden ist.
„Hinter unserer neuen Einrichtung steht der Gedanke, dass die Studierenden ihre Klausuren nicht mehr auf Papierbögen schreiben, sondern gleich in den Computer eingeben“, sagt Kai Schwedes, Entwickler des neuen Testzentrums. Der Vorteil liegt auf der Hand: Bestimmte Prüfungsaufgaben kann der Rechner anschließend automatisch auswerten, die Lehrenden sparen dadurch viel Zeit.
120 Prüfungsplätze sind in dem Raum eingerichtet, allesamt technisch auf dem gleichen Stand: Jeder von ihnen besteht aus einem Tischcomputer, einem Flachbild-Monitor, einem Paar Kopfhörer und einem Mikrofon. An den Wänden sind Leinwände angebracht, auf die mehrere Beamer von der Decke des Raumes aus zusätzliche Bilder werfen können.
„Durch die Bologna-Reform hat die Zahl der Prüfungen zugenommen“, sagt Kai Schwedes: Immer mehr kleine Seminarklausuren gehören zum Studienverlauf, und obwohl sie häufig nur kurz sind, bringen sie für die Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter eine ganze Menge Arbeit mit sich. „Die Nachfrage ist immer größer geworden, und die Bedingungen davor waren einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Kai Schwedes.
Er machte sich mit seinen Kollegen an die Arbeit, um endlich gleiche Prüfungsbedingungen zu schaffen und die Kapazität zu vergrößern. 2007 ist das Testzentrum eröffnet worden, zuvor haben die EDV-Spezialisten mehr als ein Jahr lang die aufwändige Technik bis in die Details ausgeklügelt. Ihr Testzentrum steht den Lehrenden aus allen Fachbereichen der Universität zur Verfügung, betrieben wird es von einer eigenständigen Organisationseinheit dem „Zentrum für Multimedia in der Lehre“.
„Wir begleiten die Fragenerstellung und sichern die Fragenqualität, ermöglichen Prüfungseinsichten und erstellen statistische Fragenauswertungen. Wir sind also nicht nur für die technischen Aspekte verantwortlich, sondern auch für die Betreuung, Beratung und Schulung der Lehrenden während des gesamten Prüfungsprozesses“, sagt Schwedes.
Die Klausuren und Prüfungen nämlich können die Lehrenden selbst gestalten – dank einer speziellen Software sei das kein Problem für jemanden, der zumindest Grundkenntnisse im Umgang mit dem Computer habe. Wer eine Prüfung vorbereitet, bekommt vom Testzentrum die Software auf seinen eigenen Rechner gespielt und kann dann im Büro die Klausur zusammenstellen. „Fast alle Fachbereiche arbeiten inzwischen mit uns zusammen“, sagt Kai Schwedes. Beinahe jeden Tag ist der Raum ausgebucht – 26.000 elektronische Prüfungen haben seit der Einweihung stattgefunden, jedes Semester kommen etwa 4.500 neue Klausuren hinzu.
Mehr in Kreative Vielfalt, S. 58, und auf der Webseite der Universität Bremen.