International war die Freie Universität in Berlin schon lange – und umso stärker spürt sie die Veränderungen durch die Bologna-Reform. Der Austausch ist einfacher geworden, aber dafür werden die Studierenden immer anspruchsvoller.
Seit Jahrzehnten setzt die Freie Universität auf internationale Partnerschaften – eine besondere Verpflichtung am Standort in der deutschen Hauptstadt. Deshalb war es für die Mitarbeiter der Universität eine große Herausforderung, sich auf die Bologna-Reform einzustellen. „Wir hatten ja schon viele bestehende Austauschprogramme, die wir erst an die neuen Maßgaben anpassen mussten“, sagt Professorin Dr. Christine Keitel-Kreith, die Vizepräsidentin für Lehre. „Das hat uns zunächst einmal viel zusätzliche Arbeit bereitet.“ Inzwischen aber zeigt sich, dass die Reformen in vielerlei Hinsicht die Arbeit mit den ausländischen Hochschulen erleichtert haben. Das hat Professor Dr. Matthias Hüning selbst erfahren. Er hat einen Lehrstuhl in Niederländischer Philologie und war lange Jahre Studiendekan bei den Geisteswissenschaftlern. Ein Ziel seiner Fakultät war es schon lange, ein gemeinsames Studienprogramm mit einer niederländischen Hochschule auf die Beine zu stellen. Die Bologna-Reform war dann der Anlass dazu: Mit seinen Kollegen sprach er die Universität in Amsterdam an – und gemeinsam begannen die Verhandlungen über einen Double Degree-Masterstudiengang. Wer sich dafür einschreibt, verbringt einen Teil seines Studiums in Berlin, den anderen in Amsterdam und bekommt schließlich ein Abschlusszeugnis von beiden Hochschulen. Aus den 80er Jahren stammt bei den Politologen die Idee zu einem solchen Double Degree- Programm mit dem renommierten Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po). Immerhin hat sich das Austauschprogramm bewährt, bis heute gibt es den inzwischen mehrfach reformierten und an die Bologna-Struktur angepassten gemeinsamen Studiengang – „und die Sciences Po“, unterstreicht Dr. Sabine von Oppeln vom Otto-Suhr-Institut der FU, „verfolgt mittlerweile eine dezidierte Internationalisierungsstrategie mit einer Vielzahl von Double Degree-Programmen.“ Wie viel einfacher dank der neuen, internationalen Regeln ein solches Abkommen geworden ist, hat Sabine von Oppeln unlängst selbst festgestellt: Sie leitet ein gemeinsames Programm der Berliner mit der Pariser Management-Schmiede HEC, das jetzt erst startet – und diesmal ging die Vorbereitung wesentlich schneller über die Bühne als bei den vierjährigen Mammut-Verhandlungen zum ersten Kooperationsprojekt. Das neue Programm hat sich schon in den ersten Monaten bewährt: Das Interesse der Bewerber ist weitaus höher als die Zahl der Studienplätze.Ähnliche Erfolgsgeschichten mit solchen Double Degree-Programmen gibt es nicht nur in der Politologie und der Niederlandistik, sondern fast flächendeckend in den Fachbereichen. Und: Es sind nicht nur Nachbarländer, mit denen der Austausch funktioniert. Mit Moskau etwa unterhält die Berliner Universität enge Beziehungen, es gibt Stipendienprogramme für Australien, Taiwan, Kanada, die USA, Peru und etliche weitere Länder. „Gerade für den Austausch mit außereuropäischen Hochschulen hat uns der Bologna-Prozess erhebliche Vorteile gebracht“, sagt Günter Schepker, der Leiter des Auslandsamtes. Oft sind es keine Double Degree-Programme, die mit diesen Ländern vereinbart sind, sondern ein klassischer Auslandsaufenthalt. Die Bachelor- und Masterstruktur sei international besser verständlich als das frühere System, und auch die Anrechnung sei inzwischen kein Problem mehr. Auch wer nicht über ein strukturiertes Programm ins Ausland will, ist bei Günter Schepker und seinen Kollegen aber auch gut aufgehoben. Wer etwa einfach das akademische Leben in einem bestimmten Land erkunden möchte, für den gibt es Studienplätze ohne enge programmatische Anbindung. „Wir wollen die Studierenden nicht einschränken, das wäre ja auch nicht im Sinne des Bologna-Prozesses“, sagt Schepker.
Mehr hierzu in der HRK-Broschüre "Kreative Vielfalt", S. 46, sowie auf den Internetseiten der FU Berlin.