Der Übergang vom Bachelor- ins Masterstudium wird seit Beginn des Bologna-Prozess in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen sowie zahlreichen empirischen Studien insbesondere mit Blick auf typische Kennzahlen wie Übergangsquoten, Motive zur Studienaufnahme oder Zugangsvoraussetzungen thematisiert.
Offen bleibt mit diesem Blickwinkel allerdings die Perspektive der Betroffenen, i. e. der Studierenden. Wie erleben diese ihren Übergang, welche Herausforderungen stellen sich und wie bewältigen sie diese? Ein derart subjektzentrierter und handlungstheoretischer Zugang wird durch eine im Rahmen eines Promotionsprojekts an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn durchgeführte empirische Fallstudie verfolgt.
Die Doktorandin Eva Rüschen hat die Sichtweisen der Studierenden mittels rekonstruktiver Verfahren zur Datenerhebung (narrative Interviews, Flussdiagrammerstellung) und Datenauswertung (Dokumentarische Methode) erhoben bzw. ausgewertet und mit den Aussagen von beratenden Akteuren der Fakultät verschränkt.
Im Zuge der dokumentarischen Interpretation konnte Übergangshandeln der Studierenden fallspezifisch und fallübergreifend rekonstruiert werden. Es zeigt sich in den fallbezogenen Ergebnissen bspw., dass der Übergang für einige Studierende problembehaftet sein kann (‚Krise‘), während er von anderen kaum wahrgenommen wird. Zudem zeigen sich individuell unterschiedliche handlungsleitende Orientierungen und Spannungsfelder, die das Übergangshandeln des Einzelnen leiten.
Fallübergreifend konnte Übergangshandeln in einem Phasenmodell skizziert werden. Ausgehend von einer individuellen (Problem-) Situation durchlaufen die Studierenden unterschiedliche Orientierungs- und Entscheidungsphasen bis sie im Masterstudium ankommen. Dabei wird deutlich, dass nicht alle Studierenden alle Phasen durchlaufen und dass unterschiedliche Übergängertypen anhand ihrer Handlungsstrategien rekonstruiert werden können.
Vor dem Hintergrund der Studie deutet sich Handlungsbedarf bspw. hinsichtlich beratungsorientierter Lehr- / Lernformen zur Berufs- und Studienorientierung in der Studienausgangsphase an.
Die Dissertation entsteht im Rahmen des Paderborner Qualitätspakt Lehre-Projekts „Heterogenität als Chance: Weichen stellen in entscheidenden Phasen des Student-Life-Cycles“. Die Ergebnisse sollen in der Fakultät diskutiert und gegebenenfalls in konkrete Maßnahmen am Übergang Bachelor/Master übersetzt werden.