Wie lassen sich die Freude an der Lehre und die hohen Erwartungen an die Forschung kombinieren? So lautet die Frage, der Professor Dr. Theodor Dingermann vom Institut für Pharmazeutische Biologie an der Universität Frankfurt a.M. nachgegangen ist. Er hat die Organisation seines Instituts für Pharmazeutische Biologie umgebaut und dadurch ganz neue Freiräume geschaffen. Dabei wurden die Stellen für Doktoranden, Mitarbeiter und Post-Docs zusammengeführt. So sind die Jungforscher nicht mehr einem konkreten Professor zugeordnet, sondern pauschal dem gesamten Institut.
In der Wissenschaft ist das ausgesprochen ungewöhnlich: Personelle und finanzielle Ressourcen werden üblicherweise einem konkreten Professor zugeordnet, der damit seine eigene Forschung bestreitet und letztlich in einem Wettbewerb mit seinen Kollegen steht. Diese Struktur aufzubrechen, bedeutet in der Hochschulwelt eine tiefgreifende Veränderung.
Gemeinsames Arbeiten an übergreifenden Fragen
„Ich habe mich anfangs gefragt, warum wir unsere Forschung künstlich atomisieren sollen – und ob es nicht eine Möglichkeit gibt, sich auch mit einem kleinen Institut der großen Themen anzunehmen“, so Dingermann. Das Institut arbeitet seitdem geschlossen an gemeinsamen Fragestellungen und hat es sogar geschafft, eine Diagnostikeinrichtung für bestimmte Leukämien aufzubauen, das als Referenzzentrum gilt. „Im Output sind wir sehr effizient“, bilanziert Dingermann seine Erfahrungen.
Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung
Voraussetzung für das Modell sei allerdings, dass sich die beteiligten Professoren gut verstehen und einander vertrauen – die Forschungsergebnisse nämlich sind automatisch gemeinsame Ergebnisse, mit denen sich kein Professor alleine schmücken kann. „Jeder kann zwar seine eigenen Schwerpunkte setzen, aber nach außen hin treten wir gemeinsam auf“, sagt Dingermann. Weil sein Institut mit insgesamt zwei Professoren, sieben Doktoranden und drei Post-Docs verhältnismäßig klein ist, sei es dennoch leicht gefallen, die neue Organisationsstruktur zu etablieren.
Freiräume für die Lehre
Auf die Lehre wirkt sich das Modell ebenso stark aus wie auf die Forschung: Weil die Professoren die Arbeit am Institut flexibler unter sich aufteilen können, entstehen Freiräume, die unmittelbar den Studierenden zu Gute kommen. Benötigt ein Professor in einer bestimmten Phase mehr Zeit für die Lehre, kann er Aufgaben an einen Kollegen abgeben, um sich Luft zu verschaffen. So hat Dingermann etwa den Posten des geschäftsführenden Institutsdirektors zeitweilig an einen Kollegen abgetreten, um sich – befreit von den administrativen Pflichten – stärker in der Lehre zu engagieren.
Hinzu kommen Synergieeffekte, die über die flexible Aufgabenverteilung hinausgehen: Wenn mehrere Professoren beispielsweise ihre Doktoranden gemeinsam betreuen, spart das Zeit, die unmittelbar der Lehre zugute kommen kann.
Der obige Text basiert auf einem Beitrag aus der nexus-Broschüre "Gute Lehre. Frischer Wind an deutschen Hochschulen" (Bonn 2011, S.27)
Die Broschüre kann als E-Book online gelesen oder als als PDF (100 Seiten, 6,2 MB) heruntergeladen werden.