Die Transformation der Gesellschaft stellt die MINT-Lehre vor neue Herausforderungen. Laut aktuellen Umfragen hinterfragen Studierende zunehmend bestehende Leitprinzipien und bevorzugen sinnstiftende und anforderungsvielfältige Aufgaben. Gleichzeitig steigt die Relevanz von Kompetenzen wie Problemlösefähigkeit, Kreativität, Eigeninitiative und Durchhaltevermögen. Nutzerzentrierung, Kollaboration und Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft sind weitere wichtige Kompetenzen. Unser Service Learning-Ansatz greift die veränderten Anforderungen auf und baut hierauf ein fachlich und überfachlich wirkendes Lehrkonzept auf.
Mit dem neukonzipierte (Wahl-)Pflichtmodul Eingebettete Systeme 1 in den Bachelor-Studiengängen Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Mensch-Maschine Interaktion wurde das Lehrkonzept umgesetzt. Als Pilotmodul Integrales Service Learning schafft es den Rahmen für interdisziplinäre Projektgruppenarbeiten. Aus der ehemaligen Kombination von Vorlesung und Übung wurde ein Projekt-Setting. Zielsetzung ist die Entwicklung von Prototypen elektronischer Assistenzsysteme für und mit physisch und/oder kognitiv beeinträchtigte Beschäftigten der diakonischen Werkstätten Bottrop. Die Studierendenteams erarbeiten eigenständig Fachwissen, gekoppelt mit einer responsiv-adaptiven Vorlesung und Kleingruppen-Coaching durch Tutorinnen und Tutoren im Bottroper FabLab (Fabrication Laboratory). In einem Logbuch werden die Produktentwicklung, Arbeitsgruppenprozesse und die Kollaboration mit dem Auftraggebendem reflektiert und festgehalten.
Die Evaluationen zeigen eine positive Resonanz. Die Studierenden meldeten mehrheitlich einen Kompetenzerwerb auf den Gebieten der fachlichen Kenntnis, der methodischen Umsetzung sowie im Bereich der persönlichen Entwicklung zurück. Insbesondere dem projektbasierten Wissenserwerb und der Arbeit im Team wurden große Bedeutung zugeschrieben. Die Motivation der Studierenden wurde erheblich durch die Kollaboration mit den Nutzerinnen und Nutzern gestärkt.
Es hat sich als förderlich herausgestellt, dass der Kontakt mit den interessierten Nutzerinnen und Nutzern bereits bei der Auftaktveranstaltung stattfindet. Dies konnte erst im Verbesserungszyklus des zweiten Durchlaufs vollständig realisiert werden. Als ebenso zentral für die Umsetzung hat sich das Detailbriefing zur Gesamtkonzeption der Tutoren und Coaches der Arbeitsgruppen herausgestellt, um ein tiefgreifendes Verständnis und damit eine zielgerichtete Betreuung zu gewährleisten.
Aktuell werden auf Hochschulebene Strukturen etabliert, die den Weg in die Sozialwirtschaft, zum Beispiel durch Start-Up-Gründungen auf beiden Seiten, fördern sollen.
Das Modul ist curricularer Bestandteil. Die Maßnahme wurde über Projektmittel initiiert, soll aber dauerhaft verankert und stetig weiterentwickelt werden.
Weiterführender Link:
https://www.th-nuernberg.de/fileadmin/abteilungen/sll/Dokumente/Hochschuldidaktik/MINT_Symp_19/MINT-Symposium_2019_Tagungsband.pdf (ab S. 128)
Ansprechpartner für Rückfragen:
Prof. Dr. Michael Schäfer
E-Mail: michael.schaeferhs-ruhrwest.de