Um in seinen Vorlesungen mehr Zeit für Diskussionen und angeleitete Aufgaben mit unmittelbaren, persönlichen Rückmeldungen zur Verfügung zu haben, setzt Jörn Loviscach, Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der FH Bielefeld, in seinen Einführungsveranstaltungen auf das Modell des Inverted Classroom, auch Flipped Class genannt. Dieses sieht vor, dass sich die Studierenden mit als Videos verfügbaren Aufzeichnungen von Vorlesungen und Aufgabenlösungen aus vergangenen Jahren vorbereiten.
Loviscach nutzt das Modell vor allem in der Studieneingangsphase. Die Studierenden brächten unterschiedliche Bildungshintergründe mit. Außerdem seien viele in den ersten Semestern noch nicht daran gewöhnt, komplexere und herausfordernde Aufgaben selbständig zu bearbeiten. „Mein Ziel ist deshalb, möglichst viel der Präsenzzeit für interaktive statt frontale Methoden zu verwenden“, sagt Loviscach.
Am Anfang des Semesters wird eine Liste der verfügbaren Videos für jeden Vorlesungstermin ausgegeben. Außerdem erhalten die Studierende Skripte, in denen sie Lücken wie wichtige Herleitungschritte, Formeln oder Diagramme während des Anschauens selbst ausfüllen sollen. „So kann man sich nicht von Facebook und Co. ablenken lassen.“ Insgesamt sei das Lernen per Video effizienter, fokussierter und dynamischer als das mit einem Lehrbuch: „Wir lassen die Studierende nicht hilflos über Aufgaben brüten, die sie nicht lösen können.“
Einen Vortrag von Prof. Loviscach zum Einsatz von Videos in der Hochschullehre finden Sie auf YouTube.