Studierende schlüpfen bei simulierten Gerichtsverhandlungen in die Rollen von Richtern, Anwälten, aber auch von Zeugen sowie Angeklagten. Sie erleben, worauf es bei der Vernehmung oder bei Mandanten-, Bewerbungs- und Prüfungsgesprächen ankommt. Dies sind Beispiele aus dem Programm, das die Rechtswissenschaft der Universität des Saarlandes in der Zertifikatsausbildung "Schlüsselkompetenzen für Juristen" anbietet. Hier lernen Jurastudierende den späteren Berufsalltag kennen. In Theorie und Praxis trainieren sie Fähigkeiten, die speziell in juristischen Berufen gefragt sind. Die Ausbildung erstreckt sich über vier Semester und setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen.
Das Plädoyer soll aus dem Stegreif gehalten werden, Mandanten geraten sich in die Haare, der Zeuge ist in Tränen aufgelöst – im Berufsalltag stehen Juristinnen und Juristen vor Herausforderungen, die mit Fachwissen allein nicht zu lösen sind. Damit Studierende praxisbezogene Fähigkeiten sammeln, bietet die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität des Saarlandes die Zusatzausbildung „Schlüsselkompetenzen für Juristen“ an. „In der Praxis müssen Juristen in der Lage sein, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten und flexibel zu reagieren. Nicht zu unterschätzen sind auch die Herausforderungen in zwischenmenschlicher Hinsicht, etwa der Umgang mit Tatopfern bei Zeugenvernehmungen“, erklärt Professor Christoph Gröpl, der die Zertifikatsausbildung in der Saarbrücker Rechtswissenschaft koordiniert. Aus wechselnder Perspektive lernen die Studierenden deshalb im Rahmen der Zertifikatsausbildung, sich auf verschiedenste Situationen und Anforderungen einzustellen und zu reagieren, sich in die Beteiligten hineinzuversetzen, erfolgreich zu kommunizieren, Konflikte zu lösen.
Expertinnen und Experten aus der Berufspraxis sowie Wissenschaftler verschiedener Disziplinen vermitteln hierbei zunächst theoretische Grundlagen, etwa zu Gesprächsführung und Rhetorik, Vernehmungspsychologie und ‑technik. Das Gelernte wird in Kleingruppen in die Tat umgesetzt: Gespräche zwischen Mandant und Rechtsanwalt, Verwaltung und Bürger, Gerichtsverhandlungen und richterliche Vernehmungen werden simuliert und zum Beispiel der Umgang mit Zeugen oder Tatverdächtigen erprobt. Auch besondere Situationen wie mündliche Prüfungen werden durchgespielt.
„Insbesondere die Selbsterfahrung ist für die Studenten sehr aufschlussreich und sie gewinnen durch die Simulationen an Selbstsicherheit, was ihnen in Studium, Referendariat und beim Berufsstart zugutekommt“, sagt Professor Gröpl. Dies bestätigen auch die Rückmeldungen der Studierenden, die an der Zusatzausbildung, die seit 2007 angeboten wird, teilgenommen haben. Sie ist auf vier Fachsemester angelegt bei jeweils zwei bis drei Semesterwochenstunden. Mit dem Zertifikat „Schlüsselkompetenzen für Juristen“ bescheinigt die Rechtswissenschaftliche Fakultät die erfolgreiche Teilnahme an der Zusatzqualifikation.
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