Das Modul „Mathematik für Wirtschaftswissenschaften“ ist eine Pflichtveranstaltung der Studieneingangsphase aller wirtschaftswissenschaftlichen Fächer an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die regelmäßig von über 1000 Studierenden besucht wird.
Ein Problem dabei ist das divergierende Vorwissen der Studienanfängerinnen und -anfänger. So verfügen manche Studierende über ein solides Fachwissen, wohingegen anderen die Grundlagen fehlen. Eine für Studierende wie Lehrende befriedigende Betreuung ist kaum möglich. So werden zwar regelmäßig ca. zwölf begleitende Präsenztutorien angeboten, in denen alte Klausuraufgaben an der Tafel vorgerechnet werden.
Doch dem heterogenen Wissensstand der Studierenden und den daraus resultierenden unterschiedlichen Übungsbedürfnissen wird dies nicht gerecht. Das am Lehrstuhl für Wirtschaftsmathematik gemeinsam mit Studierenden entwickelte „Virtuelle Tutorium“ leistet individuelle Hilfestellung. Angeboten werden Videos zur Vor- bzw. Nachbereitung auf die Präsenzveranstaltungen.
Die Vorbereitungsvideos sollen einerseits die Problematik des divergierenden Vorwissens der Studienanfänger entschärfen und andererseits den Lernerfolg im Präsenztutorium erhöhen. So werden beispielsweise in den Vorbereitungsvideos grundlegende Rechenverfahren vermittelt, die für die Lösung der Aufgaben in den Präsenzveranstaltungen nötig sind.
Die Nachbereitungsvideos hingegen dienen zur Vertiefung der im Präsenztutorium behandelten Lerninhalte. Des Weiteren soll hierdurch bereits bestehendes Wissen vertieft werden. Hier werden beispielsweise schwierigere Aufgaben, die ein tieferes Vorwissen benötigen, vorgerechnet.
Durch die Implementierung dynamischer Geometriesysteme (z.B. „GeoGebra“) in den Videos zum Virtuellen Tutorium lassen sich die Darstellungsmöglichkeiten von Papier und Bleistift überschreiten und die Lerninhalte noch effektiver vermitteln. So können einzelne Stellen einer Grafik so abgeändert werden, dass sich die restlichen Teile von selbst der Änderung anpassen.
„Die Lernvideos lassen sich ohne größeren Aufwand erstellen“, berichten Niklas Ströber und Christian Attenberger. Man benötige lediglich einen Laptop, ein USB-Mikrofon, ein Grafiktablett und eine Screencast-Software (z.B. „Camtasia“). Als Schreibsoftware, um Texte im Screencast erscheinen zu lassen, eigne sich „Windows Journal“ sehr gut.
Dieses Programm ist standardmäßig auf jedem Windows Rechner installiert. Natürlich könne man mit Hilfe einer Webcam den Dozierenden parallel aufnehmen. „Dadurch wird zwar die Videoproduktion aufwendiger wird, jedoch entschärft das Einblenden des Dozenten die Problematik der Entpersönlichung.“
Beispiele für die Screencasts der Erlanger Mathematiker finden Sie hier.