Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Erfahrungsaustausch "Entrepreneurship-orientiertes Lehren und Lernen"

Mittwoch 11. April 2018,
Universitätsforum (UFO), Ruhr-Universität Bochum

Gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum hat der Runde Tisch Ingenieur­wissenschaften die Lehrenden und Studierenden regional umliegender Hochschulen zum Erfahrungsaustausch über "Entrepreneurship-orientiertes Lehren und Lernen" eingeladen.

Entrepreneurship hat in den letzten Jahren für die Hochschulen an Bedeutung gewonnen. An zahlreichen Universitäten sind Gründungs- und Transferzentren, Inkubatoren und Einrichtungen für Entrepreneurship Education neu gegründet oder ausgebaut worden. Die Ingenieur­wissenschaften bieten ein großes Potential für technologische Innovationen und daraus folgende Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.

Lernfabriken, Business-Plan-Coachings oder Prototypen-Werkstätten: An vielen ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten gibt es gute Ansätze und Projekte, die das unternehmerische Denken und Handeln im Studium fördern. Selten sind diese Angebote jedoch fest in den Curricula verankert und oft richten sie sich nur an eine kleine Zahl von besonders engagierten Studierenden.

Dabei, so ein Fazit des Erfahrungsaustauschs, gehe es beim Entrepreneurship-orientierten Lehren und Lernen nicht nur um die Vermittlung von Prozesswissen zu Gründungen, sondern vor allem um die Förderung von überfachlichen Kompetenzen wie etwa systemisches Denken oder Resilienz. Diese seien nicht nur potentielle Gründerinnen und Gründer, sondern für alle angehenden Ingenieurinnen und Ingenieurinnen relevant.

Prof. Dr.-Ing. Marcus Petermann vom Lehrstuhl für Feststoffverfahrenstechnik der Ruhr-Universität forderte in seinem einführenden Impuls Gestaltungsspielräume für Lehrexperimente. Studierende, so Petermann, müssten zu kritischem Denken und verantwortlichem Handeln ermutigt werden. Bei der Veranstaltung wurden anhand von Postern Praxisbeispiele aus Hochschulen in der Region vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse werden vom Runden Tisch Ingenieur­wissenschaften aufgegriffen.

 

 

Abstracts

Abstracts zu den Beiträgen des Erfahrungsaustauschs "Entrepreneurship-orientiertes Lehren und Lernen" am 11. April 2018 im Universitätsforum (UFO) der Ruhr-Universität Bochum.

Impuls: Entrepreneurship-orientiertes Lehren und Lernen in den Ingenieur­wissenschaften

Prof. Dr. Marcus Petermann
Ruhr-Universität Bochum

"Gestaltungmöglichkeiten für Entrepreneurship-orientiertes Lehren und Lernen in den Ingenieur­wissenschaften"

Impuls
Literaturhinweise

Die systematische Förderung von Entrepreneurship hat in den letzten Jahren für die Hochschulen enorm an Bedeutung gewonnen und scheint sich oft besonders erwartungsvoll an die Ingenieur­wissenschaften zu richten. Der Gestaltung der Lehre kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Wenn unternehmerisches Denken und Handeln von Studierenden gefördert werden soll, muss die fachliche Ausbildung vielfältige Gelegenheiten zur Entwicklung entsprechender Kompetenzen bieten. Der oft postulierte entrepreneuriale Kulturwandel nimmt jedoch gerade an den Universitäten erst allmählich Fahrt auf und geht vorrangig von wirtschaftswissenschaftlichen Einrichtungen aus.

Was bedeutet Entrepreneurship für die ingenieurwissenschaftliche Lehre, und welche Formate und Methoden bieten sich an, um sie anschlussfähig zu machen? Der Impulsvortrag postuliert ein breites, Effectuation-basiertes Konzept von Entrepreneurship, das über die Förderung von Ausgründungen und studentischer employability deutlich hinausweist. Statt fixer Entwicklungsziele – wie Ausgründungen – stehen studentische Potenziale und der konstruktive Umgang mit Unsicherheit im Mittelpunkt. In der Folge werden grundlegende Anforderungen an die entrepreneurship-orientierte Lehre diskutiert und niedrigschwellige Umsetzungsmöglichkeiten angesprochen. In der anschließenden Diskussion soll gemeinsam erörtert werden, wie diesen begegnet werden kann. 

Pre-Seed Start-up Coaching, Hochschule Ruhr West Mülheim a. d. Ruhr

Prof. Dr. Christian Müller-Roterberg, Dipl.-Kffr. Laura Miriam Gruner, Hochschule Ruhr West Mülheim a. d. Ruhr

"Pre-Seed Start-up Coaching"
Poster

An der Hochschule Ruhr West wird in diesem Jahr (2018) ein außercurriculares Pre-Seed Start-up Coaching durchgeführt, in dem Studierenden von der Entwicklung ihrer Idee bis zur Konkretisierung mit einem geeigneten Geschäftsmodell angeleitet und begleitet werden. Studierenden werden dabei betreut ihre eigenen Ideen bis hin zu konkreten Geschäftsmodellen zu entwickeln. Dadurch sollen Ihnen auch mögliche Karrierewege aufgezeigt werden.

Durch die Erfahrungen aus den Lehrveranstaltungen ist erkennbar, dass kreative Ideen seitens der Studierenden zwar vorhanden sind, aber oft die Entwicklung eines entsprechenden tragfähigen Geschäftsmodells Probleme bereiten. Das Finden eines nachhaltigen Erlösmodells, die klare Herausarbeitung eines Mehrwerts für den Kunden, die Differenzierung gegenüber konkurrierenden Ansätzen oder die Auswahl eines effektiven und effizienten Marketing-Mixes werden zumeist wenig überzeugend ausgearbeitet.

Das Projekt soll konkret die Lücke schließen zwischen den Problemen und Herausforderungen, die uns aus den Lehrveranstaltungen bekannt sind, und der konkreten Betreuung bzgl. Förderungen für Start-ups, die das Referat Forschung- und Transfer der Hochschule Ruhr West bereits bietet. Das Projekt fördert die Entwicklung von selbstständigem Lernen, Arbeiten in interdisziplinären Teams und die praktische Anwendung von theoretisch vermitteltem Methodenwissen. Somit stehen neben den Fachkompetenzen auch sehr stark die sozialen und methodischen Kompetenzen im Vordergrund. Studieninhalte, vor allem berufsrelevante Softskills, wie Teamwork, arbeiten mit digitalen Medien, Selbst- und Ergebnispräsentationen, Kreativität, Durchsetzung und Darstellung eigener Ideen und die Fokussierung auf das Wesentliche werden geschult.

Im Rahmen des Workshops erlernen die Studierenden in interdisziplinären Teams zu arbeiten. Sie lernen Methoden kennen und anzuwenden, sich untereinander Feedback zu geben und zu erhalten, Präsentationstechniken anzuwenden und selbständig zu arbeiten. Dabei arbeiten sie selbstständig, indem sie in den Workshops erlernte Methoden (u.a. auch Kreativitätstechniken) anwenden und so ihre Idee vorantreiben. Durch die Durchführung eines Gründertests sowie die Durchführung der Workshops, bei denen die Studierenden ihre Idee im Team entwickeln, erläutern und präsentieren und der individuellen Coachings, können auf individueller Ebene die unternehmerischen Fähigkeiten und Defizite erkannt und Empfehlungen für die Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Studierenden gegeben werden.

Methoden sind zum Beispiel die Persona-Methode, mit Hilfe deren sich die potenziellen Gründer in ihre möglichen Kunden hineinversetzen können. Eine weitere Methode ist die Customer Journey, die verdeutlicht, was ein Kunde in den Phasen vor, während und nach der Nutzung des Produktes oder der Dienstleistung tut, will und nutzt. Dieses sensibiliert ihn/sie dafür, dass ein Produkt nicht nur ein Unternehmen betrifft, sondern dass man mit dem Angebot und der Umsetzung eines Produktes/einer Dienstleistung auf dem Markt eine gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Des Weiteren wird im Rahmen der Workshops der Business ModelCanvas genutzt, der genutzt wird um die Geschäftsidee letztendlich in einen konkretes Geschäftsmodell umzusetzen. Zusätzlich lernen die Studierenden verschiedene Präsentationstechniken kennen um sich im Anschluss vor potenziellen Geldgebern möglicht effizient präsentieren zu können.

Zurückgegriffen werden kann dabei auf den, in einem vorherigen Projekt, entwickelten Moodle-Lernraum „elearning für Entrepreneurship“. In der Lernumgebung, die für alle HRW-Studierenden frei zugänglich ist, befinden sich unter Anderem verschiedene Gründertests, Gründervideos, animierte Videos von Gründerbeispielen und Informationen zu Gründerungsformalitäten und dem Schreiben eines Businessplans.

Die Veranstaltungen umfasst drei ganztätige Workshops und mehrere Coachings, in denen die Studierenden in ihren Kleingruppen individuell betreut werden. Das Pre-Seed Start-up Coaching wird außercurricular für 12 Studierende aller Fachrichtungen der Hochschule Ruhr-West angeboten, so dass sich interdisziplinäre Teams bilden können um ihr fachspezifisches Wissen möglichst gewinnbringend miteinander verbinden zu können.

Projektverantwortliche sind dabei Prof. Dr. Müller-Roterberg (Lehrgebiet: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insb. Technologie- und Innovationsmanagement sowie Entrepreneurship) und Diplom-Kauffrau Laura Miriam Gruner (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Technologie- und Innovationsmanagement & Entrepreneurship).

Entrepreneurial Thinking und Business Design Tools, TH Georg Agricola Bochum

Prof. Dr. Heike Kehlbeck, Technische Hochschule Georg Agricola Bochum

"Modul Business Design für berufsbegleitende Studierende des Masterstudienganges Wirtschaftsingenieurwesen an der THGA Bochum"
Poster

Entrepreneurial Thinking und Business Design Tools - Mit Business Design von der technischen Entwicklung zum wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsmodell

Entrepreneure benötigen nicht nur gute Ideen und technische Innovationen, sondern müssen diese auch in wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle überführen können. Dazu ist es wichtig, Geschäftsmodelle konsequent am Kunden auszurichten und vorhandene Unsicherheiten über Voraussetzungen und Annahmen des Geschäftsmodells in einem strukturierten Prozess zu validieren und zu reduzieren. Dies ist der Kern von Business Design. Es verbindet Elemente von Business Model Canvas, Design Thinking, Lean Start up, Prototyping und agilem Projektmanagement. Die berufsbegleitenden Studierenden lernen verschiedene Tools und einen strukturierten Prozess des Business Design kennen und wenden diese auf konkrete ´challenges´ aus ihrer eigenen beruflichen Praxis an. Durch die Verbindung von Wissensinput, Selbststudium, Workshops und studentischen Projektarbeiten begreifen die Studierenden, was Geschäftsmodelle sind und wie Businesspläne und Cases entwickelt werden. Außerdem gibt das Modul Anregungen für betriebliche Forschungsprojekte, Themen der Masterarbeit oder eigene Unternehmensgründungen. Teile des Moduls finden in englischer Sprache statt.

Das Innovationslabor als Ideeninkubator – ein Praxisbeispiel, RWTH Aachen

Dipl.-Ing. Tim Katzwinkel, Henrik Simon Hose, Louis Huebser, Wilhelm Heinrich Enders,
RWTH Aachen

"Das Innovationslabor als Ideeninkubator – ein Praxisbeispiel"
Poster

Die Unternehmung „Skytrain“ ist ein Beispiel für die Wandlung einer studententypischen Lern- und Arbeitshaltung zu einer selbstständigen und eigenverantwortlichen Arbeitsweise eines Ingenieurs und Unternehmers. Durch die gezielte Unterstützung bei der praktischen Anwendung der konstruktionsmethodischen Lehrinhalte aus dem Bachelorstudium konnte eine Gruppe von Studenten ein eigenständiges Produkt- und Unternehmenskonzept planen und umsetzen. Im Rahmen einer Projektarbeit durfte das Institut für Maschinengestaltung und Systementwicklung (MSE) der RWTH Aachen University ein Dreierteam von Studenten der Fachrichtungen Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik und Produktionstechnik bei der selbstständigen Erarbeitung Ihrer Produktidee beratend begleiten. Durch das reale Anwendungsbeispiel konnten Lehrende und Lernende von einem Abgleich zwischen methodischer Theorie und Entwicklungspraxis gleichermaßen profitieren. Mit der Bereitstellung einer kreativen Entwicklungsumgebung ist es gelungen, eine ideale Inkubationsumgebung für die Umsetzung innovativer Ideen zu schaffen.

Interdisziplinäre Lerninhalte für Entrepreneurship-orientierte Lehre, RUB / RWTH Aachen

Katharina Zilles M.A., Projekt ELLI, Ruhr-Universität Bochum
Lana Plumanns M.Sc., Projekt ELLI, RWTH Aachen University

"Interdisziplinäre Lerninhalte für die Entrepreneurship-orientierte Lehre in den Ingenieur­wissenschaften"
Poster

Entrepreneurship-orientierte Lehre beinhaltet die Entwicklung einer Vielzahl überfachlicher Lernziele. Diese können Teil einer spezialisierten Lehrveranstaltung sein. Oft ist es jedoch notwendig, entsprechende Inhalte in Form kurzer Lernmodule in die Fachlehre einzubetten. Das Poster stellt Beispiele aus vier Themenschwerpunkten der Entrepreneurship Education vor, die im Kernbereich ‚Entrepreneurship‘ des Projekts ELLI an den Standorten Aachen und Bochum entwickelt worden sind.

Das Lernelement zum ethischen Fragestellungen problematisiert Businessmodelle, die auf der Privatisierung kollektiver Güter basieren, und leitet Studierende zur kontroversen Debatte an. Das Modul zum Entrepreneurialen Selbstbild thematisiert populäre Diskurse über Entrepreneurship vor allem in Bezug auf geschlechtsspezifische Erwartungen an und die Exzeptionalisierungen von Entrepreneur_innen. Das Lernmodul Kommunikation leitet Studierende im Rahmen einer Gesprächssimulation zur zielgruppenorientierten Produktvorstellung an. Schließlich befasst sich das Lernelement zum Thema Scheitern mit Ideen für den konstruktiven Umgang mit unternehmerischem Misserfolg, Fehlern und Risiken.

Die Lernmodule werden grafisch als kurzer Abriss dargestellt, der das Vorgehen in der Lehre thematisiert und bisherige Erfahrungen in der Erprobung reflektiert.

 

Kontakt:

zillesfvt.rub.de

lana.plumannsima-zlw-ifu.rwth-aachen.de