Ergebnisse der Debatte
In der Debatte um die Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt auf die grundständige Lehre in den Fachkulturen und die Kompetenzprofile der Absolventinnen und Absolventen waren sich die drei Diskutanten einig: Viele der bereits heute erforderlichen Kompetenzen bleiben erhalten, allerdings werden bei zunehmender Digitalisierung neue hinzukommen. So wird die Förderung der drei elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen weiterhin eine Aufgabe von Schulen und Hochschulen sein. Ebenso verbleibt die Persönlichkeitsbildung im hochschulischen Bildungsauftrag. Die vierte, neu hinzukommende Kulturtechnik – die Nutzung digitaler Medien – wird die Lehre dagegen künftig stark verändern. So werden zur sinnvollen Vermittlung der Medienkompetenz nicht nur neue Themen in den Mittelpunkt rücken, sondern auch die Präsentation der Forschungsergebnisse kann durch neue mediale Darstellungsformen nachhaltig bereichert werden. Das Besondere an der Digitalisierung ist, dass der Veränderungsbedarf anders als in der europäischen Studienreform nicht von Seiten der Politik kommt, sondern Wirtschaft und Gesellschaft die eigentlichen Treiber sind.
So machte Joachim Metzner am Beispiel der Journalisten- und Übersetzerausbildung deutlich, dass die zunehmend maschinenübersetzten Rohtexte zur Veränderung der Kompetenzen in der Ausbildung geführt haben. Die Studierenden müssen in den Studiengängen vor allem lernen, diese Texte nachträglich sprachlich ansprechend zu gestalten und verständlich zu formulieren. Außerdem erfordert das Übersetzen von Texten durch lernende Maschinen die Sicherstellung der Einhaltung hoher Qualitätsstandards. Im Zuge der Digitalisierung wird die Fähigkeit, Systeme und Instrumente nicht nur zu nutzen, sondern zu verändern zunehmend relevanter – die Arbeitswelt wird insgesamt anspruchsvoller; dies macht vor allem in den technischen Disziplinen eine forschungsnahe Ausbildung im Leitbild des Forschenden Lernens absolut notwendig. Zudem sollte das Erststudium auf die lebensbegleitende Weiterbildung vorbereiten.
Nach Überzeugung der Diskutanten erleichtert die Digitalisierung zwar den Zugang zu Informationen und Wissen, verändert aber die Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten. Je leichter und vermeintlich offener der Zugang zum Wissen wird, desto wichtiger werden fachübergreifende Kompetenzen, wie z.B. das analytische Denkvermögen, die eine eigenständige Durchdringung der Wissensgrundlagen fördern und das Erkennen von Strukturen und Zusammenhängen ermöglichen. Dafür werden u. a. medienwissenschaftliches Rüstzeug, Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen, der technische Ausbau des Breitbandnetzes sowie die teure Weiterqualifizierung von Lehrenden und Studierenden dringender denn je benötigt.
Am Beispiel hybrider Studiengänge, wie z. B. das Wirtschaftsingenieurwesen, wurde aus der Diskussion ersichtlich, dass die Digitalisierung eine verstärkte Kooperation der Lehrenden bei der Identifikation geeigneter Inhalte und Formen erfordert. Da alleine die Medienkompetenz nicht so viel zur Veränderung der Gestaltungsprinzipien von Lehrinhalten beigetragen hat, sprachen sich die Beteiligten dafür aus, die Fähigkeit zur Interdisziplinarität vor dem Hintergrund der eigenen Disziplinarität bereits in der Einstiegsphase zu fördern.
(Protokoll: nexus-Team)