Zusammenfassung
Kompetenzen im Fokus - so lautete der Tagungstitel - und die Bedeutung dieser Sichtweise bestätigten auch die Diskutanten in der Gesprächsrunde. So betonte Professor Dr. Niels Oberbeck, Vizepräsident für Lehre und Studium der TH Nürnberg zu Beginn, dass die Hochschulen in Bezug auf Anrechnung und Anerkennung in den letzten zehn Jahren einen Kulturwandel vollzogen hätten, der eine Kehrtwende in der Denkweise notwendig gemacht habe. Da Hochschulen einen staatlichen Bildungsauftrag hätten, sollten sie sich daran orientieren, was gut und wichtig für die Gesellschaft sei. Daher sollten sie auch zunehmend auf individueller werdende Bildungswege reagieren und Durchlässigkeit fördern. Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer in der Feststellung, dass der Dialog zwischen der beruflichen Bildung und den Hochschulen fortgeführt werden und beide Seiten gesprächsbereit bleiben sollten. Bilaterale Dialoge schafften hierbei Vertrauen und könnten eine gute Basis für Zusammenarbeit bilden. Durchlässigkeit sollte nicht nur in eine Richtung gelten, auch Studienabbrecher müssten erleichterte Wege in die berufliche Bildung bekommen.
Dies gelte umso mehr, da es mittlerweile viele unterschiedliche Bildungswege gebe und die Zeit, in monolithischen Wegen zu denken, vorbei sei, so Joachim Raschke von der IHK Nürnberg. Schüler müssten sich nicht mehr nach der mittleren Reife oder dem Abitur für einen Weg entscheiden, sondern könnten auch später noch andere Wege einschlagen. Markus Scholz vom bayerischen Bildungsministerium pflichtete ihm bei und stellte fest, dass individuelle Wege ermöglicht und gestaltet werden müssten, zum Beispiel auch der Studienfach- oder Ortswechsel. Dabei sei es wichtig, dass Einzelne nicht unter die Räder gerieten, sondern ihren Weg an der Stelle fortsetzen können, wo sie woanders aufgehört haben.
Ebenso müssten beruflich qualifizierte Studienanfängerinnen und -anfänger an unterschiedlichen Stellen starten können, je nachdem, welche Kompetenzen sie bereits mitbringen, ergänzte Professor Oberbeck. Zwar sei es ist richtig, dass beruflich vorqualifizierte Studierende häufig Wissenslücken aufweisen, gleichzeitig brächten sie aber auch bereits viele andere Kompetenzen mit, z. B. im Bereich der Sozial- oder Managementkompetenzen. Um die entsprechenden Voraussetzungen dafür zu schaffen, müssten Studiengänge vom zu erreichenden Kompetenzprofil gedacht werden.
Michael Heinl, Student der Universität Ulm und Mitglied im Runden Tisch Anerkennung des Projekts nexus hob die Bedeutung von Anerkennung für die Förderung der Studierendenmobilität hervor: Nur, wenn die Studierenden die Sicherheit hätten, dass Leistungen von ausländischen Hochschulen für ihr Studium anerkannt werden, könne die angestrebte Mobilitätsrate erreicht werden. Anrechnungs- und Anerkennungsprozesse müssten daher an Hochschulen so etabliert werden, dass die Studierenden darauf vertrauen könnten, außerhalb der eigenen Hochschule erworbene Leistungen auch angerechnet bzw. anerkannt zu bekommen. In diesem Kontext seien insbesondere hochschulische Beratungsstellen für beruflich Qualifizierte und anerkennungssuchende Studierende von hoher Bedeutung. Diesen Punkt schloss auch Herr Professor Oberbeck ein, als er einige Faktoren hervorhob, die besonders geeignet seien, die Anerkennungskultur und -praxis in Hochschulen zu verbessern. Darüber hinaus gehörten u.a. Informationen für die beteiligten Akteure, eine klare Rechtslage, einheitliche Antragsformulare und ähnliche Verfahren. Die Technischen Hochschule Nürnberg habe zudem gute Erfahrungen mit pauschalen Anrechnungsverfahren gemacht, bei denen Kooperationsverträge zum Beispiel mit Fachoderschulen geschlossen wurden. In diesen Fällen habe man einmal viel Aufwand aber dafür nicht mehr mit den individuellen Anträgen.