Bei einer an Kompetenzen ausgerichteten, lernergebnisorientierten und studierendenzentrierten Lehre ist es unerlässlich, Lernergebnisse und Kompetenzen so zu beschreiben, dass diese tatsächlich die gewünschten Lernziele umfassen, die Lehre so zu gestalten, dass die Lernergebnisse erreicht werden können und nicht zuletzt solche Prüfungsformen zu wählen, die die beabsichtigten Lernergebnisse und Kompetenzen auch nachweisen können (Constructive Alignment).
Viele Studierende richten ihre Lernaktivitäten auf das Bestehen der Prüfung oder den Erhalt von anerkennendem und informationshaltigem Feedback aus. Prüfungen sind somit bedeutsame Elemente des Bildungsprozesses und besitzen eine zentrale Steuerungsfunktion für das Lernen.
Damit Prüfungen den Kompetenzerwerb unterstützen, müssen sich die Prüfungsaufgaben und -anforderungen eng an den Inhalten und an dem Anforderungsniveau der Lernergebnisse orientieren.
Für die Lernenden ist es wichtig, dass die Prüfungsanforderungen und Bewertungskriterien deutlich und transparent gemacht werden. Dadurch können sie klare Vorstellungen über die angestrebten Lernergebnisse entwickeln und gleichzeitig den Zusammenhang von Lernweg, den dazu erforderlichen Lernaktivitäten und den Lernzielen erkennen, um ihren Lernprozess selbst zu steuern.
Leitfragen zur Entwicklung von Prüfungen sind:
- Welches Lehr-/Lernarrangement liegt meinem Modul zugrunde?
- Welche Formen von Prüfungen passen zu meinem Lehr-/Lernarrangement (Constructive Alignment)?
- Welche Kompetenzen sollen die Studierenden im Modul erwerben? Handelt es sich um fachliches Wissen und fachliche Prozeduren, fachübergreifendes Wissen und Fähigkeiten oder um Werte, Haltungen und Überzeugungen?
- Ermöglicht die gewählte Prüfungsform den Studierenden, die entsprechenden Kompetenzarten nachzuweisen?
- Welche Lernerziele verfolge ich mit meinem Modul?
- Überprüft die gewählte Prüfungsform die erwarteten Lernergebnisse?
- Welche Lernstrategien werden durch die Konzeption meines Moduls und der gewählten Prüfungsart bei den Studierenden gefördert?
- Sind diese Lernstrategien für die weitere akademische Karriere der Studierenden hilfreich?
- Werden alle Gütekriterien bestmöglich eingehalten?
- Soll der Leistungsnachweis benotet werden oder nicht?
Hintergrundmaterial und Arbeitshilfen:
- Schaper, N. & Hilkenmeier, F. unter Mitwirkung von E. Bender (2013): "Umsetzungshilfen für kompetenzorientiertes Prüfen" Das Gutachten geht detailliert darauf ein, wie Prüfungen aufgebaut und gestaltet werden können, um den Studierenden Feedback zu geben und Kompetenzen zu prüfen.
- Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik AfH Universität Zürich (2007): "Leistungsnachweise in modularisierten Studiengängen"
- Balthasar Eugster, B.; Lutz, L. (2003): "Leitfaden für das Planen, Durchführen und Auswerten von Prüfungen an der ETH Zürich"
- Huber, Ludwig, in: Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Prüfungswesen. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag (2008): „Kompetenzen prüfen?"
- Netzwerk Studienqualität Brandenburg (2010): „Kompetenzorientiertes Prüfen. Ein Leitfaden“
- Netzwerk Studienqualität Brandenburg (2011): „Kompetenzorientiertes Prüfen. Prämissen, Rahmenvorgaben, Empfehlungen“
- Reis, Oliver, Ruschin, Sylvia (2007): „Kompetenzorientiertes Prüfen als zentrales Element gelungener Modularisierung“
- Wildt, Johannes, Wildt, Beatrix (2011) in: Neues Handbuch Hochschullehre. Lehren und Lernen effizient gestalten, Berlin, Raabe: "Lernprozessorientiertes Prüfen im “Constructive Alignment”"